8. März – Internationaler Frauentag

Das Pandemie-Jahr hat das Offensichtliche erneut vor Augen geführt: Ohne Frauen* funktioniert unsere Gesellschaft nicht!

Denn zu einem großen Teil sind sie es, die uns als Pflegekräfte* in Krankenhäusern und Pflegeheimen, im Lebensmitteleinzelhandel und in der Kinderbetreuung durch die Krise bringen. Desto erschreckender ist es, dass wir am 08. März immer noch auf die Straßen gehen und Geschlechtergerechtigkeit einfordern müssen. Mit unserer Arbeit beim VIJ e.V. möchten wir heute insbesondere die Leistung von all den mutigen Frauen* mit Flucht-, und Migrationshintergrund, die oft unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten, hervorheben. Gerade in Krisenzeiten müssen wir wachsam sein und dürfen nicht aufhören Unrecht zu benennen, denn „vergesst nicht, es genügt eine politische, ökonomische oder religiöse Krise – und schon werden die Rechte der Frauen wieder infrage gestellt. Diese Rechte sind niemals gesichert.“ (Simone de Beauvoir)

Betroffene von Menschenhandel brauchen Unterstützung – gerade während der Corona-Pandemie

Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März macht die Fachberatungsstelle FIZ – Fraueninformationszentrum vom VIJ e.V. auf Frauen aufmerksam, die von Menschenhandel betroffen sind. Denn trotz der Corona-Pandemie werden Frauen unter Ausnutzung einer persönlichen Zwangslage angeworben und in Ausbeutungssituationen gebracht, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder Pflege, zu sexueller Ausbeutung, Zwangsprostitution, aber auch zur Ausbeutung von Bettelei und von strafbaren Handlungen.

Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel können ihr Beratungs- und Unterstützungsangebot derzeit nur reduziert anbieten, dabei ist die Situation für Betroffene von Menschenhandel aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen besonders kritisch. „Ausbeutungssituationen verlagern sich vermehrt ins Dunkelfeld, was die Identifizierung Betroffener massiv erschwert. So bleibt ihnen der Zugang zu Beratung, zu sicherer Unterbringung und Selbstbestimmung verwehrt“, sagt Claudia Robbe, erfahrene Beraterin im FIZ in Stuttgart. 

Gerade die wirtschaftliche Not, die die Corona-Pandemie für viele mit sich bringt, birgt die Gefahr, dass noch mehr Frauen, aber auch Männer, auf falsche Arbeitsangebote hereinfallen und ausgebeutet werden. Auch geflüchtete Menschen, die sich oft in einer prekären Lebenssituation befinden, können leicht von Menschenhandelsnetzwerken aufgegriffen und ausgebeutet werden.

Deshalb kooperiert das FIZ in diesem Jahr in einem Modellprojekt, das vom Ministerium für Soziales und Integration gefördert wird: Als „Mobiles Team“ sucht das FIZ den Austausch mit Beratungsstellen, Behörden und Netzwerken rund um den Bodensee. Das FIZ gibt Expertise zu Strukturen von Menschenhandel und für den Umgang mit Betroffenen weiter. Dazu finden Schulungen und Informationsveranstaltungen statt, zum Beispiel zur Frage, wie man Zwangsprostitution erkennen kann, welche Rolle das Asylrecht dabei spielen kann oder wie Strafverfahren ablaufen. Ziel ist, dass potentielle Anlaufstellen bestmöglich vernetzt sind und Betroffene von Menschenhandel langfristig gute Unterstützung erhalten. Dafür benötigen spezialisierte Anlaufstellen wie das FIZ eine gesicherte Finanzierung durch das Land Baden -Württemberg. Denn der Aufbau von landesweiten Netzwerken und Unterstützungsstrukturen für Menschenhandelsbetroffene dauert Jahre, ebenso wie die individuelle Begleitung der betroffenen Frauen in ein neues Leben.